Herbert Andert
Herbert Andert wurde am 16. Oktober 1910 in Ebersbach geboren. Er entstammte einer Familie von Dichtern und Heimatpflegern. Sein Vater, Hermann Andert, war Heimatforscher, sein älterer Bruder, Werner Andert, arbeitete über Jahre als ehrenamtlicher Museumsleiter.
Von 1917 bis 1921 besuchte Herbert Andert die Schule in seinem Heimatort und wechselte nach der 5. Klasse in die Realschule nach Löbau. 1922 trat er dort erstmals mit dem Weihnachtsstück "Dr Christboom" auf, das er gemeinsam mit seinem Vater verfasst hatte. Ab 1923 besuchte Herbert Andert die neunstufige deutsche Oberschule in Löbau und erhielt dort Gymnasialausbildung. Nach dem Abitur studierte er an der Universität Leipzig Pädagogik.
1930 entstanden erste in oberlausitzer Mundart geschriebene Volkslieder und wurden veröffentlicht. Im Jahr 1933 hatte Herbert Andert seinen ersten Rundfunkauftritt. Im gleichen Jahr war er Gründer des Ensembles "Edelroller", einer reinen Männergruppe, und später Mitbegründer der "Oppacher Wachteln".
1938 veröffentlichte Herbert Andert die erste Schallplatte in oberlausitzer Mundart.
Im zweiten Weltkrieg war Herbert Andert Kriegsgefangener. Nach seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft arbeitete er als Lehrer für Biologie an der Heinschule in Ebersbach und wirkte in diesem Amt bis zu seiner Pensionierung.
1949 gründete Herbert Andert den Frauenchor "Abersbächer Heedelirchen". Er leitete den Chor bis 1989.
Bis etwa 1960 arbeitete Herbert Andert mit seinem Vater an der mundartlichen Erfassung alter landwirtschaftlicher Geräte und Geschirre der Zugtiere. Er bezeichnete seinen Vater, durch den er besonders geprägt wurde, als typischen Edelroller.
Mit seinem Bruder Werner arbeitete Herbert Andert an der Sammlung und Kartierung des Wortschatzes der oberlausitzer Mundarten.
Vieles kann man mit Fleiß erlernen. Die Oberlausitzer Mundart nicht. Das dumpfe R und L müssen angeboren sein.
Er verfasste Lieder, Gedichte und Erzählungen in oberlausitzer Mundart und veröffentlichte diese in mehreren Mundartbüchern. Sein letztes Werk "Oallerlee aus unser Heemte - a unser Sproche" erschien 2002. Beim Kunstverlag der Oberlausitz war er als Lektor tätig.
Herbert Andert ist Dichter und Komponist des im hochdeutschen gehaltene Liedes "Mein Lausitzland". Es gilt, ebenso wie "Oberlausitz, geliebtes Heimatland" von Kurt Piehler als heimliche Hymne der Oberlausitz.
Wegen einer Augenerkrankung hatte sich Herbert Andert nach seiner letzten Veröffentlichung fast vollständig aus der Öffentlichkeit zurückgezogen.
Herbert Andert wurde 1983 mit dem Kunstpreis der Oberlausitz ausgezeichnet und 1994 zum Ehrenbürger seiner Heimatstadt Ebersbach ernannt. Er wurde mit dem Bundesverdienstkreuz für sein Lebenswerk geehrt und er erhielt den Lausitz-Dank in Gold.
Er schrieb und sprach im 'mittleren Oberlausitzisch', der Mundart des Oberlandes.
Herbert Andert starb im 100. Lebensjahr am 13. Januar 2010.
August Matthes
August Matthes wurde am 29. Oktober 1854 in Wehrsdorf geboren. Er entstammte einer Leineweberfamilie. Im Alter von elf Jahren verlor er seine Mutter und wuchs fortan bei der Oma auf. Diese war eine geborene Böhme, mundartlich gesprochen "Bihme". Im Dorf hieß er einfach Böhm's Kerle, wodurch die Zuordnung seiner Herkunft bezeichnet wurde.
Er besuchte die Wehrsdorfer Dorfschule und arbeitete danach im Ort ein Jahr als Handweber. Zwischen 1870 bis 1876 besuchte er das Lehrerseminar (Landstädtisches Seminar) in Bautzen. Danach ging er als Hilfslehrer nach Olbersdorf und Waltersdorf. In Zittau wirkte August Matthes von 1879 bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1920 als Volksschullehrer und Oberlehrer.
Während dieser Zeit machte er sich in damals unvergleichliche Weise um die Erforschung der oberlausitzer Mundart verdient. Er verfasste selbst zahlreiche Gedichte und Geschichten, die auf humorvolle Art das damalige Volksleben in der Gegend widerspiegeln.
Unterdessen erkrankte er schwer an einer Lungentuberkulose.
Bei einer Gemeinschaftsarbeit mit dem Zittauer Zeitungsredakteur Johannes Müller, der sich als Dichter Hans Hagen nannte, ersann man den Namen Bihms Korle. Unter diesem Pseudonym, später Bihms Koarle, wurde August Matthes als Heimatdichter bekannt. Seine Arbeit war wegweisend für die Schreibung der Mundart in der Oberlausitz und die Wahrung des Sprachgutes. Durch seine Verse und Texte in Oberlausitzer Mundart setzt er der Volksmundart ein Denkmal. In seinen Versen und Texten bleibt das damalige Volkslebens der Nachwelt erhalten.
Einige Werke von August Matthes wurden unter dem Titel "Fuhre Kraut und Rüben" als Bücher aufgelegt. 1909 erschien die "Erste Fuhre Kraut und Rüben", 1916 die "Zweite Fuhre …" und 1927 die "Dritte Fuhre …". Die "Vierte Fuhre …" konnte er nicht mehr vollenden.
August Matthes starb im Alter von 82 Jahren am 29. Januar 1937 in Zittau.